17.06.2021

H2-TRANSFERREGION BESCHLEUNIGT ENERGIEWENDE

WIR!-Bündnis präsentiert Konzept zum Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft in der Region

Bild: Hinweisschild für Wasserstoffversorgungsleitung; Quelle: HYPOS e.V.

Das Fraunhofer IAO hat gemeinsam mit dem HYPOS e.V. und dem Landkreis Leipzig ein Konzept für den Strukturwandel in der Region Leipzig und dem mitteldeutschen Revier von der Braunkohle- zur Wasserstoffregion entwickelt. Ziel ist es, für die Akteure ein Innovationssystem zur regionalen Nutzung von grünem Wasserstoff aufzubauen. Sechs Handlungsfelder sollen dabei umfassende Synergieeffekte schaffen und vielfältige Nutzungsmöglichkeiten erschließen.

Ob ÖPNV, Abfallwirtschaft oder Unternehmen, die auf eine sichere Energieversorgung angewiesen sind: Alle können von grünem Wasserstoff profitieren. Dabei ist der emissionsfreie Energieträger nicht nur klimaneutral, sondern bietet auch die Chance, eine Schlüsselfunktion im Wandel strukturschwacher Regionen einzunehmen. Die Forschenden des Center for Responsible Research and Innovation CeRRI des Fraunhofer IAO haben gemeinsam mit dem Landkreis Leipzig und dem HYPOS e.V. unter Einbezug von 80 regionalen Akteuren aus Politik, Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft eine Strategie entwickelt, die zeigt, wie eine Zukunft mit Wasserstoff in dem Braunkohlerevier aussehen könnte. Ihre Vision: mit Hilfe der energetischen Nutzung von grünem Wasserstoff neue Möglichkeiten zur Wertschöpfung und zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. »Für das Mitteldeutsche Revier und insbesondere den Landkreis Leipzig zählen die Gestaltung des Strukturwandels aufgrund des Braunkohleausstiegs, aber auch die Bewältigung des Klimawandels zu den besonderen Herausforderungen der nächsten Jahre«, erklärt Henry Graichen, Landrat des Landkreis Leipzig. »Grüner Wasserstoff bietet die Chance, sowohl die Region wirtschaftlich zu entwickeln und neue Wertschöpfungsketten zu verankern als auch, z. B. durch das Ersetzen fossiler Kraftstoffe, einen Beitrag zur Vermeidung von Treibhausgasen zu leisten. Die rege Beteiligung der vielen Akteure zeigt, welchen hohen Stellenwert das Thema für unsere Region hat«.

Synergien schaffen und bestehende Strukturen nutzen

Das ganzheitliche Konzept des Bündnisses, das aus insgesamt 63 Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft besteht, beruht auf Synergien von der Erzeugung bis zur Nutzung. Wichtig ist dabei, bestehende Infrastrukturen zu integrieren und Akteure aus der Region zusammenzubringen. Dadurch sollen verteilte Kompetenzen gebündelt werden und ein regionales Innovationsökosystem entstehen. Das fördert nachhaltige, dezentrale Lösungen und ergänzt so Bestrebungen, grünen Wasserstoff in industriellen Prozessen zu etablieren. Der Aufbau einer Wasserstoffregion bietet vielfältige Möglichkeiten, sieben davon haben die Partner in Projektideen konkretisiert. Dazu gehört beispielsweise die Gewinnung von Wasserstoff aus Biomasse, welcher direkt von Abfallsammelfahrzeugen verwertet werden kann. Zur Umsetzung dieser Ideen und weiterer Projekte haben sich die Akteure aus der Region zu einem offenen Bündnis zusammengeschlossen. »Bereits seit 2013 etabliert HYPOS mit inzwischen 142 Mitgliedern eine grüne Wasserstoffwirtschaft in Mitteldeutschland. Mit dem Bündnisvorhaben H2-Transferregion Leipzig gelingt es, den ländlichen Raum mit dezentralen Anwendungen zu integrieren und Synergien zu nutzen«, erklärt Juliane Renno vom HYPOS e.V. die Bedeutung des Vorhabens.

Konkrete Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Wasserstoffregion

Das Forschungsprojekt greift auf vielfältige wissenschaftliche Methoden zurück. Interviews mit Expert*innen und Workshops mit Vordenker*innen schafften die Grundlage für die folgenden Schritte. In einem weiteren Workshop mit 50 Akteuren aus der Region haben das CeRRI des Fraunhofer IAO, HYPOS e.V. und der Landkreis Leipzig ein gemeinsames Leitbild erarbeitet. Daraus konnten sechs Handlungsfelder abgeleitet werden, die für die Entwicklung der Wasserstoffregion zentral sind: dezentrale Erzeugung, netzgebundene Infrastrukturen, neue Mobilität, dezentrale Energieversorgung, Ausbildung & Beschäftigung sowie gesellschaftliche Akzeptanz Die Handlungsfelder zeigen: Mensch, Technik und Organisation müssen bei diesem Projekt Hand in Hand gehen. Der Projektleiter des CeRRI, Fabian Schroth, betont: »Mit unserem systemischen Ansatz möchten wir alle Akteure der Region zusammenbringen und die gesamte Wertschöpfung betrachten, damit der Strukturwandel erfolgreich ist«.


Ü B E R   D A S   F Ö R D E R P R O G R A M M   „ W I R !  -  W A N D E L  D U R C H   I N N O V A T I O N   I N   D E R   R E G I O N “

„WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ gehört zur Programmfamilie „Innovation & Strukturwandel“, mit der das Bundesministerium für Bildung und Forschung den Wandel in strukturschwachen Regionen unterstützen will. „Innovation & Strukturwandel“ soll neue Impulse setzen, die regionale Wettbewerbsfähigkeit verbessern und Beschäftigungsperspektiven schaffen. Um dies zu erreichen, unterstützen die verschiedenen Programme strategische Bündnisse aus Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und weiteren Akteuren dabei, die regional vorhandenen Innovationspotenziale zu nutzen und weiterzuentwickeln. Als Bestandteil des BMBFKonzepts „Chancen.Regionen“ leistet die Programmfamilie einen wichtigen Beitrag zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Deutschland.

 

Ü B E R   D I E   B Ü N D N I S P A R T N E R

Der Landkreis Leipzig ist mit 257.000 Einwohnern und 1.651 km² südlich der Stadt Leipzig ein attraktiver Standort für Unternehmen und Industrie. Aktuell ist der Strukturwandel in der Braunkohlewirtschaft eine Herausforderung, welche sich der Landkreis aktiv stellt und auf innovative Produkte und Dienstleistungen setzt. Dazu sollen auch die Kompetenzen innerhalb der Wasserstofftransferregion beitragen. Sowohl die industrielle Nutzung von Wasserstoff wie die Nutzung für Mobilität stellen Chancen dar in diesem Bereich die Wertschöpfung regional zu intensivieren und nachhaltig zu gestalten.

Der HYPOS e.V. ist ein Netzwerk für alle Interessierten der Wasserstoffwirtschaft. HYPOS kombiniert mit mehr als 100 Mitgliedern die Potenziale innovativer KMU mit den Kompetenzen der Industrie sowie der Expertise von Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Gemeinsam verfolgen alle HYPOS-Mitglieder das Ziel, eine sektorenübergreifende Grüne Wasserstoffwirtschaft zu etablieren. Aktuell erforschen 32 Projektkonsortien Innovationspotenziale von der Strombereitstellung über Herstellung, Speicherung, Verteilung und Nutzung von Grünem Wasserstoff in den Bereichen Chemie, Raffinerie, Mobilität und Energieversorgung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben im Rahmen des Programms „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ mit 45 Millionen Euro.

Wie arbeiten und leben Menschen in Zukunft? Zu dieser und ähnlichen Fragen forschen mehr als 600 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und bringen ihre Erkenntnisse ergebnisorientiert in die Anwendung. Die interdisziplinären Forschungsteams gestalten das Zusammenspiel von Mensch, Technik und Organisation ganzheitlich und kundenindividuell. Die Berliner Außenstelle Center for Responsible Research and Innovation CeRRI des Fraunhofer IAO orientiert Innovationen an gesellschaftlichen Bedarfen. In kollaborativen Innovationsprozessen entwickeln die Expertinnen und Experten des CERRI neue Lösungen für Unternehmen.

Weitere Informationen:

www.hypos-eastgermany.de

Pressekontakt HYPOS e.V.:

Florian Thamm, B.A. Marketing & Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49(0)341 / 600 16 17
E-Mail: thamm@hypos-eastgermany.de