09.02.2021

Breites Bündnis aus Wirtschaft, Forschung, Verbänden und Politik will Deutschlands Wasserstofftechnologie-Zentrum in Sachsen aufbauen

Das Wasserstofftechnologie-Zentrum des Bundes soll in Sachsen entstehen – das ist das Ziel der Landespolitik und eines Zusammenschlusses sächsischer Unternehmen, Verbände, Forschungseinrichtungen und Universitäten. Heute haben sie ihr gemeinsames Konzept für das »HIC – Hydrogen and Mobility Innovation Center« in Chemnitz vorgestellt.

© HZwo e.V.
Bild: Das »Hydrogen and Mobility Innovation Center« umfasst ein großes Fahrzeuglabor, ein umfangreiches Wasserstoff-Zertifizierungszentrum, Prüfstände für Brennstoffzellen sowie ein Fortbildungszentrum und ein Experience Lab.

Dort könnte das Zentrum schon in diesem Jahr seine Arbeit aufnehmen, denn bereits jetzt ist der Standort ein Forschungs- und Transferschwerpunkt für Wasserstofftechnologien sowie Brennstoffzellen-Fahrzeugantriebe. Zahlreiche Forschungsprojekte mit Förderungen von Land, Bund und EU belegen das. Auch ein Technologie-Campus ist schon komplett erschlossen: Das HIC würde die bestehenden Strukturen mit einem hochmodernen Fahrzeuglabor, einem umfangreichen Wasserstoff-Zertifizierungszentrum, Prüfständen für Brennstoffzellen sowie einem Fortbildungszentrum auf internationalem Niveau festigen. Insbesondere Mittelständler werden dort neue Produkte entwickeln und zertifizieren können, um vom Zukunftsmarkt Wasserstoff zu profitieren – auch im weltweiten Wettbewerb mit Japan, China oder den USA.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig, Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow und der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze unterstützen die Bewerbung mit Nachdruck. Hinter dem HIC stehen außerdem das Innovationscluster HZwo e.V., die Technische Universität Chemnitz und die Technische Universität Dresden, die Fraunhofer-Gesellschaft sowie BMW Leipzig, der Automobilzulieferer Vitesco Technologies sowie viele kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), an denen insgesamt rund 10 000 Arbeitsplätze hängen.

Die Forschung rund um das Thema Wasserstoff verspricht kohlenstoffdioxidfreie Mobilität und einen nachhaltigen industriellen Aufschwung. Um Industrie und Gesellschaft bei der Umstellung auf diesen neuen Energieträger zu unterstützen, hat die Bundesregierung einen Standortwettbewerb für ein »Technologie- und Innovationszentrum Wasserstofftechnologie für Mobilitätsanwendungen« ausgerufen. Es soll sich auf die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie im Bereich Mobilität konzentrieren und dafür sorgen, dass Deutschland international Taktgeber dieser Zukunftsindustrie werden kann. Wasserstofftechnologien »Made in Germany« sollen auf der ganzen Welt konkurrenzfähig sein – auch im Vergleich mit Japan, China oder den USA.

Sachsens »HIC – Hydrogen and Mobility Innovation Center« muss sich gegen bundesweite Konkurrenz durchsetzen: In der ersten Stufe des Wettbewerbs wählt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) bis Ende März 2021 aus allen Bewerbungen drei Finalisten aus. Diese werden anschließend im Rahmen von Machbarkeitsstudien auf Herz und Nieren geprüft. Die Entscheidung über den Zuschlag für das beste Konzept fällt im Spätsommer.

Idealer Standort für Wasserstofftechnologien »Made in Germany«

Chemnitz steht mit dem HIC vor dem Schritt vom Forschungsstandort zum Wertschöpfungsstandort für Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologien. Das Innovationscluster HZwo e.V., die sächsische Kompetenzstelle rund um die Themen ›Brennstoffzellen‹ und ›grüner Wasserstoff‹, koordiniert die Bewerbung des HIC und bündelt die Stärken der Akteure vor Ort und in der Region. Gemeinsam mit der TU Chemnitz, der TU Dresden, der Fraunhofer-Gesellschaft, BMW Leipzig, Vitesco Technologies und vielen weiteren Industriepartnern sollen am Standort Chemnitz ein großes Fahrzeuglabor, ein umfangreiches Wasserstoff-Zertifizierungszentrum, Prüfstände für Brennstoffzellen sowie ein Fortbildungszentrum und ein Experience Lab entstehen. Industrieunternehmen, Mittelständler und Automobilzulieferer aus ganz Deutschland hätten dort die Möglichkeit, die von ihnen entwickelten Brennstoffzellen, Antriebe und Tanktechnologien bis zum Gesamtfahrzeug bedarfsgerecht zu testen und weiterzuentwickeln. Der Fokus liegt dabei auf der Mobilität von morgen auf der Straße und der Schiene.

Im Umfeld des Standortes befinden sich fünf Fahrzeug- und Motorenwerke von VW, BMW und Porsche sowie rund 780 Zulieferer, Ausrüster und Dienstleister für den Automobilbau. Allein die Unternehmen im HIC-Bündnis sichern gegenwärtig etwa 10 000 Arbeitsplätze.

Sachsen Wirtschaftsminister Martin Dulig sagt zur HIC-Bewerbung: »Der Freistaat Sachsen verfügt über exzellente Kompetenzen im Bereich der Brennstoffzellentechnologie. Daher begrüßen wir die sächsische Bewerbung um das nationale Technologie- und Innovationszentrum Wasserstofftechnologie für Mobilitätsanwendungen des BMVI außerordentlich. Das sächsische Wirtschaftsministerium verfolgt eine klare Strategie in Bezug auf den Einsatz von Wasserstoff. Wir wollen beispielgebend für den Einsatz von Wasserstoff – als Baustein für nachhaltige Mobilität und für die Defossilisierung der Industrie – sein. Das ›Hydrogen and Mobility Innovation Center‹ ist aus meiner Sicht hervorragend dafür geeignet, genau diese Vorhaben mit Leben zu erfüllen. Gleichzeitig ermöglicht es jungen Menschen, sich in zukunftsträchtigen Technologien weiterzubilden sowie daran zu forschen. Damit kann das ›Hydrogen and Mobility Innovation Center‹ über die Grenzen von Sachsen hinaus nationale und internationale Strahlkraft entwickeln und mit dazu beitragen, dass sich Sachsen weiter zu einem führenden Standort der Wasserstofftechnologie in Deutschland entwickelt.«

Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow sagt: »Wasserstoff kann und soll der Energieträger der Zukunft in Sachsen werden. Das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus fördert die dafür nötige Forschung. Mit der TU Chemnitz, den Fraunhofer-Instituten IWU und ENAS, dem Innovationscluster HZwo e.V. und einem breiten Bündnis aus Industrie, Wissenschaft, Verbänden und Weiterbildung ist am Standort Chemnitz bereits Exzellenz in der Wasserstoffforschung versammelt und wir unterstützen die sächsische Bewerbung um das nationale Technologie- und Innovationszentrum Wasserstofftechnologie für Mobilitätsanwendungen des BMVI mit ganzer Kraft. Neben einer nachhaltigeren industriellen Produktion hin zu mehr Umweltfreundlichkeit und zu ganz neuen Produkten wird das ›HIC – Hydrogen and Mobility Innovation Center‹ zum wichtigen sächsischen Impulsgeber für Wasserstofftechnologien in Deutschland und darüber hinaus.«

Der Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz, Sven Schulze, betont die Vorteile des geplanten Standortes: »Stadt und Region verfügen über ein exzellentes und zukunftsfähiges Netzwerk aufstrebender Unternehmen und starker Forschungsinstitutionen, das schon intensiv an der Wende zur Wasserstoffwirtschaft arbeitet und Erfolge vorweisen kann. Das ist eine hervorragende Grundlage für den Aufbau und den Betrieb des Wasserstofftechnologie-Zentrums. Die Stadt hat zudem mit dem ›Technologie-Campus Süd‹ in unmittelbarer Nähe zur TU Chemnitz ein 23 Hektar großes, forschungsorientiertes Gewerbegebiet mit idealen Voraussetzungen für die Wasserstoffforschung erschlossen.«

Prof. Dr. Gerd Strohmeier, Rektor der Technischen Universität Chemnitz, betont: »Die TU Chemnitz unterstützt mit größtem Nachdruck die Bewerbung um das ›Technologie- und Innovationszentrum Wasserstofftechnologie für Mobilitätsanwendungen‹. Die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie ist eine absolute Zukunftstechnologie, die mittlerweile seit Jahren in Chemnitz sowie an der TU Chemnitz einen Schwerpunkt mit regionaler, nationaler sowie internationaler Strahlkraft hat. Unter Federführung von Prof. Dr. Thomas von Unwerth sowie eingebettet in ein äußerst großes Netzwerk aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik ist es am Standort Chemnitz gelungen, ideale Voraussetzungen für das ›HIC – Hydrogen and Mobility Innovation Center‹ zu schaffen.«

Die Rektorin der TU Dresden, Prof. Ursula M. Staudinger, sagt: »Wasserstoff ist von großer Bedeutung für die Erhöhung der Nachhaltigkeit unserer Energiesysteme. Wasserstoff – seine Erforschung und Anwendung – sind wichtige Bausteine für den Klimaschutz aber auch den Strukturwandel in Sachsen. Aufgrund ihrer langen Tradition in der Energietechnik laufen bei der TU Dresden dazu zielführende Forschungen von der Wasserstoffverflüssigung bis hin zur Speicherungsoptimierung. Im Verbund mit unseren Partnerinstitutionen in der DRESDEN-concept Allianz sorgen wir durch enge Abstimmung mit der sächsischen Industrie für die direkte Umsetzung der Forschungsergebnisse in die Praxis.«

Bestehende Strukturen sofort nutzen und neue Standards setzen

Schon heute testen und entwickeln Mittelständler, Zulieferer und Fahrzeughersteller ihre Komponenten, Brennstoffzellen und Fahrzeugantriebe in bestehenden Einrichtungen des HIC-Bündnisses. Expertinnen und Experten sind bereits vor Ort, allein schon durch die Nachbarschaft des Technologie-Campus zur TU Chemnitz sowie den Fraunhofer-Instituten für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU und für Elektronische Nanosysteme ENAS. Erst Ende 2020 hat Sachsens Staatsregierung der TU Chemnitz und dem Fraunhofer IWU acht Millionen Euro bewilligt, um ihre Brennstoffzellen- und Wasserstofflabore weiter auszubauen. Zusammen mit den Investitionen von Vitesco Technologies flossen insgesamt rund elf Millionen Euro an den Standort.

Ist die Bewerbung erfolgreich, könnte die schon heute auf internationalem Niveau laufende Arbeit in den Einrichtungen des HIC-Bündnisses für Transfer und Wertschöpfung sofort ausgebaut werden, um viele weitere Innovationen zu testen, zu prüfen und zu zertifizieren sowie gemeinsam neue Normen und Standards zu entwickeln. Das ist besonders für den Erfolg auf den Weltmärkten von entscheidender Bedeutung.

Prof. Welf-Guntram Drossel, Institutsleiter des Fraunhofer IWU: »Chemnitz hat sich zum bedeutenden Forschungsstandort für Wasserstofftechnologie entwickelt. Einmalig ist dabei die Kombination von Systementwicklung, der Untersuchung innovativer Anwendungsszenarien und der Produktionsforschung. Nur diese Synergie ermöglicht eine schnelle und effiziente Umsetzung in der Wirtschaft.«

Prof. Thomas von Unwerth, Vorstandsvorsitzender des HZwo e.V. und Leiter des Instituts für Automobilforschung an der TU Chemnitz, ist vom richtigen Ansatz des HIC überzeugt: »Wir stehen vor einer äußerst wichtigen Aufgabe. Wir müssen die Lücke schließen, die beim Umbau der Wirtschaft auf Wasserstoff entsteht. Insbesondere KMU können die Testkapazitäten nicht alleine aufbauen, die sie benötigen. Das haben wir auch beim Spitzentreffen ›HZwo CONNECT‹ im Herbst letzten Jahres wieder bemerkt. Deswegen gehen wir im HZwo e.V. den nächsten Schritt und bereiten die Gründung des HIC vor. Mit der Unterstützung des BMVI wird es die deutsche Zulieferindustrie weit über Sachsen hinaus erreichen.«

In den Standortwettbewerb geht Karl Lötsch, Geschäftsführer von HZwo e.V. und Sprecher des HIC-Bündnisses, voller Zuversicht: »Zwar haben wir starke Konkurrenz, können aber, so glaube ich, voller Selbstbewusstsein auf die Entscheidungsphasen schauen. Wir können überzeugen, denn wir haben einen hervorragenden Standort mit perfekter Verkehrsanbindung. Wir haben unmittelbar vor Ort starke Partner aus der Forschung, um den Unternehmen entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette erstklassige Unterstützung und frisches Know-how anzubieten. Das ginge im Erfolgsfall auch schon in diesem Jahr. Nicht zuletzt haben wir auch auf politischer Ebene jeden Rückhalt – von der kommunalen bis zur Landesebene.«

Daten, Zeitplan und weitere Informationen

Weitere Informationen zum HIC-Konzept, seinen Unterstützern und zum Zeitplan des Standortwettbewerbs können Sie der digitalen Pressemappe entnehmen: http://hzwo.eu/media/HIC-Pressemappe.pdf

Details zum Standortwettbewerb der Bundesregierung zum »Technologie- und Innovationszentrum Wasserstofftechnologie für Mobilitätsanwendungen« finden Sie hier: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Pressemitteilungen/2020/059-scheuer-zentrum-wasserstofftechnologie.html

Pressemitteilung des Fraunhofer IWU als PDF und Bild in hoher Auflösung downloaden: https://s.fhg.de/rDX