07.12.2022

Gut ein Jahr Energiepark Bad Lauchstädt: Erfolge und Herausforderungen auf dem Weg in die klimaneutrale Zukunft

Gut ein Jahr Energiepark Bad Lauchstädt: Erfolge und Herausforderungen auf dem Weg in die klimaneutrale Zukunft

  • Planungen und Genehmigungen nahezu abgeschlossen

  • Fehlender regulatorischer Rahmen behindert Entwicklung der wirtschaftlichen Dimension des Vorhabens 

  • Konsortialpartner verfolgen Umsetzung weiterhin mit Nachdruck

Bad Lauchstädt, 7. Dezember 2022. Gut ein Jahr nach Start des Innovationsvorhabens Energiepark Bad Lauchstädt blicken die sechs Konsortialpartner auf erste wichtige Erfolge der technischen Projektumsetzung und haben die nächsten Schritte des Projektes fest im Blick. Gleichzeitig gilt es aber noch, zusammen mit Politik und Verwaltung Hürden zu überwinden, vor allem die fehlenden regulatorischen Rahmenbedingungen, um auch die wirtschaftliche Seite des Vorhabens realisieren zu können. 

Rückblick 

Mit der Übergabe der Fördermittel im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im September des vergangenen Jahres haben die Konsortialpartner ihre Arbeit an den einzelnen Teilprojekten des Energieparks Bad Lauchstädt mit Hochdruck aufgenommen. Im Fokus standen ingenieurtechnische Planungen, die gleichzeitig Grundlage für die verschiedenen Genehmigungs- und Anzeigeverfahren sind. 

So hat die Terrawatt Planungsgesellschaft mbH – verantwortlich für die Errichtung des Windparks – ihr Engagement auf das Genehmigungsverfahren ausgerichtet und erwartet den Abschluss und damit den Genehmigungsbescheid in den kommenden Wochen. Auch für Uniper standen zunächst die Planung und Genehmigung des Elektrolyseurs im Fokus. Der Abschluss des Verfahrens und damit der Genehmigungsbescheid wird ebenfalls in Kürze erwartet. Darüber hinaus wurde über eine Ausschreibung bereits ein Lieferant für den Elektrolyseur gebunden. Die VNG Gasspeicher GmbH hat für die Speicherung des Wasserstoffs bereits die Genehmigung zur Errichtung/Umbau der Obertageanlage an der umzuwidmenden Salzkaverne vom Landesbergamt Sachsen-Anhalt erhalten und beschäftigt sich aktuell mit der Detailplanung zur Obertageanlage. Für die Umstellung der vorhandenen Gasleitung auf den Transport von Wasserstoff wurde durch die ONTRAS Gastransport GmbH eine umfassende Molchung durchgeführt. Die Ergebnisse dieses Reinigungs- und Diagnoseverfahrens werden in Kürze zeigen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um einen sicheren Transport des hochreinen Wasserstoffs zu gewährleisten. Parallel hat das DBI – Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg im Rahmen der begleitenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zusammen mit den Partnern ein Gesamtlayout mit allen Schnittstellen sowie Einzellayouts der Baugruppen entwickelt, um die bisher einmalige Kopplung aller Wertschöpfungsstufen zu ermöglichen. Lediglich die abschließende Entwicklung des Geschäftsmodells stellt die Konsortialpartner rund um die VNG AG trotz der abgeschlossenen Szenarien-Analyse für verschiedene Geschäftsmodelle aktuell noch vor Herausforderungen. 

Status Quo

„Neben den technischen Entwicklungen für die Genehmigungsverfahren, haben wir in den vergangenen Monaten intensiv an der Entwicklung eines wirtschaftlichen Geschäftsmodells gearbeitet, können dies aber derzeit noch nicht abschließen.“ sagt Professor Dr. Hartmut Krause als stellvertretender Projektleiter und zugleich Geschäftsführer des DBI. Er zeigt auf „Der fehlende finale Entwurf des Delegated Act zur RED II und dessen Übersetzung in nationales Recht insbesondere in der 37. und 38. BImSchV sorgen für viele Unsicherheitsfaktoren. Wir haben damit keine Sicherheit, ob über die Wertschöpfungsstufen hinweg der erzeugte und eingesetzte Windstrom sowie unser Grüner Wasserstoff durchgehend als Grün und klimaneutral eingestuft werden können – dies muss schnellstens geregelt werden.“. „Die aktuelle Situation im regulatorischen Bereich birgt für das Konsortium eine große Investitionsunsicherheit und hindert uns daran, einen marktfähigen Preis für unser Produkt zu benennen und somit auch Verträge mit interessierten Kunden zu schließen. Die zeitliche Verzögerung bei der Gestaltung des Rechtsrahmens verschärft diese Situation für uns mit Blick auf die Investitionskosten. Wir sind ursprünglich von einer Gesamtinvestition von 139 Millionen Euro ausgegangen – von denen 34 Millionen über das BMWK gefördert werden. Wir wissen bereits, dass diese Gesamtinvestitionssumme nach oben korrigiert werden muss, da die Beschaffungspreise täglich steigen. Als Konsortium sehen wir uns über die einzelnen Partner hinweg unter diesen Umständen noch nicht, wie ursprünglich geplant, in der Lage, diese erheblichen Investitionen freizugeben.“ ergänzt Cornelia Müller Pagel, Projektleiterin und Leiterin Grüne Gase der VNG AG. 

Ausblick

Auf technischer Seite treiben die Partner die Arbeiten im Projekt ungeachtet der Herausforderungen weiter voran. So werden sie in den kommenden Monaten Maßnahmen zur baulichen Standortvorbereitung für Windpark, Elektrolyseur sowie die Obertageanlage des Speichers vorbereiten. Darüber hinaus werden bis Mai kommenden Jahres für den Speicherbetrieb das Sicherheitskonzept sowie ein Konzept zur bidirektionalen Gasmengenmessung erstellt. Unter der Voraussetzung, dass die notwendigen Investitionsentscheidungen 2023 wie derzeit vorgesehen getroffen werden können, werden der Windpark voraussichtlich zum Jahreswechsel 2023/24 und der Elektrolyseur zusammen mit der Gasreinigung und Gasmengenmessung im 3. Quartal 2025 in Betrieb genommen. Die Umstellung der Transportleitung kann hingegen bereits zum 3. Quartal 2024 erfolgen und dann erste Tests durchlaufen. Einen durchgängigen Forschungsbetrieb über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg kann das Konsortium nach aktuellem Stand ab dem 3. Quartal 2025 aufnehmen.

Über die Projektpartner „Energiepark Bad Lauchstädt“:

Die Terrawatt Planungsgesellschaft mbH entwickelt und realisiert seit über 25 Jahren Turnkey-Projekte im Bereich Windkraft und Photovoltaik. Die langjährige Erfahrung als Planer, Investor, Betreiber und Betriebsführer erlaubt es, die vollständige Projektrealisierung von der Standortsuche bis zur schlüsselfertigen Übergabe der Anlagen aus allen Perspektiven zu betreuen und die einzelnen Projektphasen durch eigene Fachkompetenzen zu gestalten. Darüber hinaus ist das Unternehmen als Dienstleister und technischer Berater national und international tätig und kann auf einen umfangreichen Erfahrungsschatz aus über 300 Projekten mit mehr als 1.500 Windkraftanlagen zurückgreifen. Mehr unter: www.terrawatt.de.

Uniper ist ein internationales Energieunternehmen mit rund 11.500 Mitarbeitenden in mehr als 40 Ländern. Das Unternehmen plant, in der europäischen Stromerzeugung bis 2035 CO2-neutral zu werden. Mit rund 33 Gigawatt installierter Kapazität gehört Uniper zu den größten Stromerzeugern weltweit. Unipers Kernaktivitäten umfassen sowohl die Stromerzeugung in Europa und Russland als auch den globalen Energiehandel, sowie ein breites Gasportfolio, das Uniper zu einem der führenden Gasunternehmen in Europa macht. Uniper ist zudem ein verlässlicher Partner für Kommunen, Stadtwerke und Industrieunternehmen bei der Planung und Umsetzung von innovativen, CO2-mindernden Lösungen auf ihrem Weg zur Dekarbonisierung ihrer Aktivitäten. Als Pionier im Bereich Wasserstoff ist Uniper weltweit entlang der kompletten Wertschöpfungskette tätig und realisiert Projekte, um Wasserstoff als tragende Säule der Energieversorgung nutzbar zu machen. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Düsseldorf und ist zusammen mit ihrem Hauptaktionär Fortum außerdem der drittgrößte Erzeuger CO2-freier Energie in Europa. Mehr unter: www.uniper.energy/de.

Die VNG Gasspeicher GmbH (VGS) ist mit derzeit rund 2,2 Milliarden Kubikmetern nutzbaren Speicherkapazitäten der drittgrößte Speicherbetreiber in Deutschland. Als 100-prozentige Tochtergesellschaft der VNG AG mit Sitz in Leipzig verfügt VGS über nahezu 50 Jahre Erfahrung mit dem Errichten und Betreiben von Untergrundgasspeichern und den damit zusammenhängenden technologischen Prozessen. Das Kerngeschäft der VGS ist der Betrieb von Speicheranlagen und die Vermarktung von Speicherkapazitäten. Daneben fungiert VGS als technischer Betriebsführer für Speicheranlagen Dritter und erbringt in den Bereichen Anlagenbau und Messtechnik ingenieurtechnische Dienstleistungen für ihre Kunden. Mehr unter: www.vng-gasspeicher.de.

ONTRAS Gastransport GmbH betreibt das 7.700 Kilometer umfassende Fernleitungsnetz in Ostdeutschland und verantwortet den zuverlässigen und effizienten Transport gasförmiger Energie – heute und in Zukunft. Wir gestalten den Energiemarkt der Zukunft aktiv mit, bringen Ideen ein und entwickeln nachhaltige Lösungen für unsere Infrastruktur. Dabei setzen wir auf eine zuverlässige Technik, langjährige Erfahrung und ein engagiertes Team. Unsere Gasinfrastruktur ist kompatibel mit regenerativen Gasen und unterstützt somit auch eine Vielzahl von Anwendungsfällen für Wasserstoff wie beispielsweise stoffliche Anwendungen, Mobilität und Wärme. Um unsere Infrastruktur fit für eine erneuerbare Gasversorgung zu machen, planen und realisieren wir gemeinsam mit Partnerunternehmen zahlreiche Projekte. Mehr unter www.ontras.com.

Die DBI – Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg ist eine Forschungseinrichtung des DVGW Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. Sie erforscht in zahlreichen Projekten die gesamte Versorgungskette gasförmiger Energieträger. Seit 2005 wurden Projekte zur Integration von Grünem Wasserstoff bearbeitet. Die Erfahrungen reichen von der Untergrundgasspeicherung, über den Transport bis hin zu Wasserstoff-Nutzungstechnologien in Industrie und Haushalten. Mehr unter: www.dbi-gruppe.de.

VNG ist ein europaweit aktiver Unternehmensverbund mit über 20 Gesellschaften und mehr als 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der Konzern mit Hauptsitz in Leipzig steht als drittgrößter deutscher Gasimporteur und Speicherbetreiber sowie mit dem Betrieb von 7.700 km Fernleitungsnetz über die ONTRAS Gastransport GmbH für die sichere Versorgung mit Gas in Deutschland. VNG beliefert rund 400 Stadtwerke und Industriekunden mit Gas und deckt damit rund 20 Prozent des deutschen Gasbedarfs ab. Darüber hinaus verfolgt VNG mit der Strategie „VNG 2030+“ einen ambitionierten Pfad für ihr Engagement im Bereich erneuerbarer und dekarbonisierter Gase. VNG zählt bereits zu den führenden Biogasproduzenten in Deutschland und beteiligt sich aktiv mit vielen Projekten am Aufbau einer CO2-neutralen Wasserstoffwirtschaft. Ausgehend von den Kernkompetenzen in Gas und kritischer Infrastruktur arbeitet VNG so entlang der gesamten Gaswertschöpfungskette an einem nachhaltigen, versorgungssicheren und perspektivisch klimaneutralen Energiesystem der Zukunft. Mehr unter www.vng.de.

Medienkontakt:
Katharina Wilsdorf
E-Mail: presse@energiepark-bad-lauchstaedt.de
Telefon: +49 159 0400 5351