22.03.2022

Diskussionspapier: Wie man das Gasnetz jetzt zukunftssicher ausbaut

Vor dem Hintergrund der russischen Invasion in die Ukraine stehen die Gasimporte der EU aus Russland zur Diskussion und Alternativen werden angestrebt. Nur in geringerem Maße wurde bisher geklärt, was bei Pipelines und Transportinfrastruktur zu beachten ist und wo hier die aktuellen Engpässe liegen. Diese Wissenslücke adressiert das nun veröffentlichte Hintergrundpapier des Leitprojektes TransHyDE des BMBF. Es benennt die Stellschrauben, um die europäischen Gasinfrastrukturen zugleich resilient gegenüber Lieferausfällen und zukunftsfähig für die Bedarfe der Klimaneutralität etwa im Sinne einer Wasserstoffwirtschaft zu machen.

»Wir haben einen Überblick auf Basis der vorhandenen Informationen erstellt, werden die offenen Fragen zeitnah wissenschaftlich klären und Handlungsempfehlungen für die kommenden Winter ableiten«, erklärt Mario Ragwitz, Leiter des Fraunhofer IEG und einer der Koordinatoren des BMBF-Leitprojektes TransHyDE.

Das Hintergrundpapier gibt zu bedenken, dass das bisherige Pipelinenetz auf einen Gasfluss von Ost nach West ausgelegt ist. Die derzeit vielfach geforderten neuen LNG-Terminals, werden einen Transport von West nach Ost induzieren, auf den das europäische Fernleitungsnetz noch nicht flächendeckend eingerichtet ist. Die Resilienz des Netzes sollte daher durch zusätzliche Verbindungen und den Umbau von Einbahnstraßen zu flexiblen Trassen erhöht werden.

Auch gilt es trotz des akuten Handlungsdruckes die mittelfristigen Ziele des Klimawandels nicht zu vergessen. Die Terminals müssen so geplant, ausgelegt und gebaut werden, dass sie zukünftig für die Abwicklung von Wasserstoffimporten in Form von Ammoniak oder Flüssigwasserstoff genutzt werden können.

Klar ist aber auch, dass der Umbau der Infrastruktur und die Diversifizierung des Lieferantennetzwerkes Maßnahmen sind, die eher mittel- bis langfristig wirken. Der wirkmächtigste Hebel zur kurz- und mittelfristigen Kompensation eines Ausfalls von Gaslieferungen liegt in der Reduktion des Verbrauchs. Technischen Optionen wie etwa die Betriebsführung von Gasheizungen, Gebäudeenergieeffizienz oder alternative Heizsysteme bergen ein großes Potential und sollten angeschoben werden.

Das »Hintergrundpapier zu Gasinfrastrukturen im Lichte des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine« finden sie online hier.

Über TransHyDE Die Erarbeitung des Positionspapiers erfolgte durch eine ausgewählte Autorenschaft des Verbundprojektes Systemanalyse aus dem Wasserstoffleitprojekt TransHyDE. Im Leitprojekt TransHyDE haben sich ca. 85 Partner aus Industrie, Verbänden, Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie weitere 20 assoziierte Partner zusammengeschlossen. Die geeignete Transport-Infrastruktur bildet das Rückgrat einer zukünftigen Wasserstoffwirtschaft. Allerdings gilt es noch zu klären, welche Transport-Lösungen am geeignetsten sind, um kurze, mittlere und lange Strecken zu überwinden. Wo lassen sich bereits bestehende Gasnetze umwidmen? Welche gänzlich neuen Transport-Technologien braucht es? Welche Hemmnisse müssen abgebaut werden? Das Leitprojekt TransHyDE will in fünf begleitenden Forschungs- und vier Demonstrations-Projekten Wasserstoff-Transporttechnologien voranbringen. Die Wasserstoff-Leitprojekte bilden die bisher größte Forschungsinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zum Thema Energiewende. In den industriegeführten Leitprojekten entwickeln Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam Lösungen für die deutsche Wasserstoffwirtschaft: Serienfertigung von großskaligen Elektrolyseuren (H2Giga), Erzeugung von Grünem Wasserstoff auf See (H2Mare), Technologien für den Transport von Wasserstoff (TransHyDE).

Weitere Informationen finden Sie unter: www.ieg.fraunhofer.de